„Wie klein die Welt doch geworden ist!“, so äußerte sich vor kurzem die italienische Berufsschullehrerin Betty Ferradino, die zusammen mit ihrer Kollegin Antonella Perna, beide vom „Istituto Tecnico Commerciale e per Geometri“, eine Gruppe von zwölf Schülerinnen und Schülern aus dem fernen Lucera in Süditalien ins nasse und kalte Lüchow begleitete. Ungefähr zur gleichen Zeit als die kleine Reisegruppe in Rom ins Flugzeug stieg, machten sich auch ihre Gastgeber unter der Leitung des Berufsschullehrers Ralf Schlegel aus dem Landkreis auf den Weg nach Hamburg, um ihre Gäste auf dem Flughafen der Hafenstadt zu empfangen.
Im Frühjahr hatten Schülerinnen und Schüler der einjährigen Berufsfachschule Wirtschaft und des Fachgymnasiums Wirtschaft der Berufsbildenden Schulen (BBS) Lüchow Lucera besucht und dabei dort mit einem „Gummibärchenprojekt“ (ein kleines Marktforschungsprojekt über die Vorlieben italienischer Konsumenten bei Süßigkeiten) positives Aufsehen erregt.
Genau dieses Projekt sollte nun auch in Lüchow durchgeführt werden. Aber lag es an der dunklen Jahreszeit, die ja bekanntlich den Konsum süßer Grundnahrungsmittel fördert, oder an den vielfältigen Freizeitgestaltungsmöglichkeiten im Landkreis, nach anfänglich großem Engagement beim Überarbeiten eines Fragebogens schien dann doch die Bereitschaft zur Selbsterfahrung unter allen beteiligten Schülern zu überwiegen und die aus Italien mitgebrachten Süßigkeiten wurden eigenhändig verzehrt. Man sagt, den Lüchower Bürgern soll einiges entgangen sein...
Aber die italienischen Schülerinnen und Schüler waren nicht nur zum Arbeiten nach Lüchow gekommen. Zusammen mit ihren Gastgebern wurden sie von Bürgermeister Karl-Heinz Schultz empfangen, der sich sichtlich freute, so seltene Gäste in der Kreisstadt willkommen zu heißen. Ein Besuch im Amtsturm durfte natürlich nicht fehlen, wobei selbst das Wetter gut aufgelegt war und mit strahlendem Sonnenschein für einen grandiosen Blick über Lüchow sorgte.
Einen weiteren Höhepunkt stellte die Besichtigung der Schmiede der Lüchower Firma „Hay Speed“ dar. Ausgerüstet mit schicken Sicherheitsschuhen und Ohrenschützern, versehen mit Informationen von Dietrich Plorin über das Unternehmen, wurden die beeindruckten jungen Besucher vorbei an glühenden Schmiedestücken und wummernden Pressen durch die riesigen Hallen geführt.
Und wenn man sich schon einmal von Südeuropa in den östlichsten Zipfel Niedersachsens begibt, muss auch einmal richtige norddeutsche Luft geatmet werden. Dazu hatten die Gäste bei einem Tagesausflug nach Hamburg Gelegenheit. Neben dem Besuch der Speicherstadt wurde vor allem das Shoppingangebot der Innenstadt genauestens unter die Lupe genommen.
Mit einem Koffer voller schöner Impressionen ging dann jeder Gast wieder auf den Heimweg, nicht ohne die eine oder andere heimliche Träne beim turbulenten Abschied von den Gastgebern. Der allerdings sorgenvollere Blick galt den nun prall gefüllten Koffern. Doch alles ging glatt, auch schrankkofferähnliche Gepäckstücke wurden beim „Check In“ auf dem Flughafen problemlos akzeptiert. Wäre aber etwas nicht mitgegangen, hätten es ihre deutschen Gastschüler bestimmt im nächsten Frühjahr mitgebracht, wenn es wieder zu einem weiteren Besuch in Lucera kommt.
Diese ereignisreichen Tage wurden nämlich auch genutzt, um neben weiteren Schüleraustauschprojekten ein umfangreiches „COMENIUS“ Projekt zu planen, in dem Schülerinnen und Schüler aus Lüchow und Lucera, zusammen mit Partnern aus Frankreich, Rumänien und Polen, sich dem Thema erneuerbare Energien widmen sollen.