Aktuelles und Presse

16.07.2008

„Zaubern“ in der Lernwerkstatt

Projektunterricht mit großem Praxisbezug an der Fachschule für Sozialpädagogik

by Lüchow. Theoretisch mochte sich das zwar alles ganz gut anhören, aber ob ihre »Lernwerkstatt» zum Thema Kunst im Lüchower DRK-Kindergarten auch funktionieren würde, da waren sich die angehenden Erzieherinnen der Klasse 1 der Fachschule für Sozialpädagogik gar nicht so sicher. Lernwerkstatt: das heißt, dass Kinder - im Kindergarten oder in der Schule - ganz allein etwas ausprobieren, experimentieren und forschen, die Erwachsenen das notwendige Material zur Verfügung stellen und nur dann eingreifen, wenn sie ausdrücklich gefragt werden.

Und dann kamen die Jugendlichen, nachdem sie im Kindergarten Farben, Papier, Pinsel, Styropor, Holzstäbe und viele andere Materialien zum Basteln ausgepackt und die Kinder in weiße Kittel eingepackt hatten, aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: Die Mädchen und Jungen haben »sofort losgearbeitet», haben eine »kleine Piecksraupe», »einen Wald mit Bäumen aber ohne Blätter», »ein Schiff gemacht». Und zwischendurch gab es viele »Ooh»- und »Boah»- und »Guck mal»-Rufe, besonders als die Kinder entdeckten, dass sie »zaubern» können, nämlich aus rot und weiß pink machen können. Für die Kleinen wie auch für die Großen war diese Lernwerkstatt-Erfahrung neu: Die Großen mussten sich immer wieder zwingen, wirklich im Hintergrund zu bleiben und sich nicht nach dem Motto »Ich zeig dir mal» anzudienen. Auch die Kleinen schienen es nicht fassen zu können, dass sie wirklich ganz alleine machen durften, was sie machen wollten - und schauten deshalb immer wieder vorsichtig-zweifelnd zu den Großen hinüber. Die staunten über das hohe Maß an Eigenständigkeit und das Miteinander der Kinder. Für sie war geradezu zu spüren, wie lustvoll das Bedürfnis der kleinen Kinder nach Bildung ist: »Großartig». Diese »Lernwerkstatt Kunst» war eines von zwei Projekten, mit denen sich die Klasse im gerade zu Ende gegangenen Schuljahr im berufsbezogenen Lernfeld »Bildungs- und Entwicklungsprozesse erkennen, anregen und unterstützen» beschäftigte, begleitet von den Lehrerinnen Dietlind Hülsenbeck und Cordula Maierhofer. Im zweiten Projekt ging es um die Frage, ob und inwieweit der Besuch einer Krippe Kinder in ihrer Bildungsentwicklung unterstützt. Bei ihren Recherchen stießen die Schülerinnen und Schüler auf neue Forschungsergebnisse der Bertelsmann-Stiftung, die belegen, dass Kinder, die eine Krippe besucht haben, mit größerer Wahrscheinlichkeit später auf das Gymnasium gehen. Im praktischen Teil - die Mitglieder der Projektgruppe mussten dazu den Unterricht in der Klasse 1 der Berufsfachschule Sozialassistenten gestalten -wurden Antworten auf die Fragestellung »Was ist eine ideale Krippe?» gesucht. Das kurzgefasste Ergebnis: In der idealen Krippe kümmert sich eine Erzieherin nur um drei und nicht um sieben kleine Kinder, es gibt nur gesundes Essen, keine Fertigmahlzeiten. Alles ist weich und gemütlich, die Kinder haben viele Bewegungsanregungen, sind viel draußen und können schlafen, wann sie wollen, strenge Zeiten gibt es nicht. Drei weitere Schülerinnen untersuchten mit der anderen Hälfte der Klasse die Möglichkeiten, Kindergartenkindern mit Spaß Mathematik näher zu bringen. Dazu wurde ausgiebig gebastelt, um Größe, Menge, Gewicht und andere mathematische Formen wortwörtlich begreifen zu können. Derart handlungsorientiert sei Unterricht selten, waren sich alle einig - und auch darüber, dass sie das Erlernte auch an ihrem späteren Arbeitsplatz in einer Kindertagesstätte anwenden werden.


Die Klasse 1 der Fachschule für Sozialpädagogik mit den Ergebnisse der Lernwerkstatt im Kindergarten und aus dem Unterricht der Berufsfachschule Sozialassistenten mit den Spielzeugen, die mathematisches Denken und Verstehen anregen sollen. Aufn.: Ch. Beyer