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10.08.2008 GA

„LE-mo-LüDa“:
Austauschprojekt der BBS Lüchow mit ihrer Partnerschule I.E.S. Aynadamar in Spanien

„LE-mo-LüDa“ - LEONARDO mobilisiert Lüchow-Dannenberg - unter dieser Bezeichnung versteckt sich ein von der Europäischen Union mitfinanziertes Austauschprojekt der Berufsbildenden Schulen (BBS) Lüchow mit ihrer Partnerschule „I.E.S. Aynadamar“ in Granada.
Als die niedersächsische Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann kürzlich in Syke mehr als 150 Auszubildenden den „EUROPASS Mobilitätsnachweis“ aushändigte, wurden auch fünf Schülerinnen der Berufsbildenden Schulen (BBS) Lüchow auf die dortige Bühne gerufen. Alexandra Harmel, Sonja Jung, Beatrice Krause, Sabine Philipp und Maylin Wolosin (war leider verhindert) hatten an einem mehrwöchigen Auslandspraktikum in Granada, Spanien, teilgenommen und sollten nun als Anerkennung den „Europass“ als international gültige Arbeitszeugnis ausgehändigt bekommen. Als Gäste konnte die Ministerin auch zwei spanische Berufsschulkollegen begrüßen, die in dieser Zeit mit einer Klasse die BBS Lüchow besuchten. Die fünf Jugendlichen aus dem Landkreis waren Teilnehmerinnen des LEONARDO DA VINCI Programms der Europäischen Union, das es Auszubildenden und Schülerinnen und Schülern von Berufsfachschulen ermöglicht, berufliche Auslandserfahrungen zu sammeln. Initiiert hatte dieses LEONARDO Projekt der Berufsschullehrer Jochen Hanspach mit seiner Fachkollegin Pilar de la Paz von der Partnerberufsschule „I.E.S. Aynadamar“ für Jugendliche der Berufsfachschule (BFS) Friseurtechnik. Um das Projekt auf breitere Schultern zu stellen, nahm er seinen Kollegen Ralf Schlegel mit ins Boot, zuständig für eine Klasse der BFS Wirtschaft, sodass in diesem Jahr drei zukünftige Friseurinnen - Sonja Jung, Sabine Philipp und Maylin Wolosin - und zwei zukünftige Kauffrauen - Alexandra Harmel und Beatrice Krause - nach Granada aufbrechen konnten. Auf das Praktikum wurden die Fünf von der BBS-Spanischlehrerin Luz Marina Suárez sprachlich und kulturell vorbereitet, die ihnen aus eigener Erfahrung auch Land und Leute näher bringen konnte. Suárez stellte zudem mit der Dannenberger Spanischlehrerin Edith Schmidt den Kontakt zu den spanischen Kollegen sicher, um gegebenenfalls rasch auf planerische Unwägbarkeiten reagieren zu können.
Der Projektablauf war dreiteilig angelegt: Am Beginn besuchten die fünf Schülerinnen zur sprachlichen Vertiefung eine Sprachschule, erste persönliche und fachliche Kontakte zu Gleichaltrigen konnten die Lüchower Praktikantinnen im jeweiligen Unterricht der Partnerschule „I.E.S. Aynadamar“ knüpfen. Danach folgte ein mehrwöchiges Praktikum in spanischen Betrieben.
Für die Jugendlichen war es der erste längere Aufenthalt im europäischen Ausland und so war es nicht verwunderlich, dass die Umstellung auf das neue kulturelle Umfeld seine Zeit brauchte. „Manchmal vermisst man einfach die vertrauten Geräusche und Gerüche aus der Heimat“, berichtete Sonja in ihrem ersten Erfahrungsrückblick. Begeistert zeigten sich aber alle über die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ihrer Mitschüler und Mitschülerinnen. Mit Offenheit und Neugier sind sie dort empfangen worden. Konnten die drei zukünftigen Friseurinnen ihr Können in den Unterricht einbringen - besonders ihre Dauerwellfertigkeiten fanden Anerkennung - hatten es die beiden zukünftigen Kauffrauen schon schwieriger. Da der für sie zuständige Lehrer aus gesundheitlichen Gründen ausfiel, musste für die beiden improvisiert werden - eine nicht immer einfache Situation mit den vorhandenen sprachlichen Mitteln klar zu kommen.
„Wir können den Praktikanten kein „Rundum Sorglospaket“ versprechen“, gibt Hanspach zu bedenken, „dies ist auch nicht unsere Absicht. Natürlich organisieren wir mit unseren spanischen Partnern ein Paket, das für die Teilnehmenden erfolgbringend ist. Aber es gilt auch, sich in der „Fremde“ zu erproben und zu bewähren, besonders in den Momenten, wo nicht alles so wie geplant klappt wie sie es von zu Hause gewöhnt sind.“
Während nun die drei Friseurpraktikantinnen neue berufliche Erfahrungen in ihren Friseurbetrieben machten, begannen Beatrice und Alexandra ihr Betriebspraktikum in der Rezeption eines Hotels im Zentrum Granadas. So staunten die einen über das besondere spanische „Wellness“-Erlebnis Friseur: „Wenn wir unseren Kollegen bei der spanischen Haarwäsche zuschauen, bekommen wir einen „Milchshake“ im Kopf“, wunderte sich Sabine, „so rustikal würden wir mit unseren Kunden nicht umgehen. Aber die spanischen Kundinnen kennen es wohl nicht anders.“ Die anderen betätigten sich als immer kompetentere Auskunftspersonen für ausländische Hotelgäste. Wenn die spanischen Sprachkenntnisse zur Neige gingen, halfen die englischen weiter und wenn diese nicht halfen, blieb noch ein entwaffnendes Lächeln.
Natürlich haben die Fünf auch das geschichtsträchtige Granada und sein Umland erkundet. Bis hin in die Landeshauptstadt Madrid gingen die Ausflüge. Zum Skifahren in der Sierra Nevada hat es nicht gereicht, aber das nur eine Busstunde entfernt Mittelmeer wurde von allen genossen. Der Rückblick fällt bei allen überwiegend positiv aus. Empfehlen würden sie ein solches Praktikum allen. Und so rät auch Sonja allen: „Versteckt euch nicht vor Neuen oder Fremden, packt alles ein was ihr kriegen könnt an Erfahrung. Schämt euch nicht, wenn ihr euch (noch) nicht perfekt ausdrücken könnt. Halte die vielen neuen Eindrücke, Bilder und alles Fremde fest!“
Im Schuljahr 2008 – 09 wird es einen erneuten Austausch mit Granada geben. „Der Schwerpunkt dieses beruflich orientierten Praktikums liegt in der Persönlichkeitsbildung“ macht Hanspach deutlich und verweist auf Aspekte wie “Steigerung des Selbstvertrauens, Verbesserung der Selbständigkeit, Toleranz anderem und anderen gegenüber, Erweiterung des persönlichen Horizonts, Verbesserung kommunikativer Kompetenzen, natürlich auch der Einblick in andere fachliche Herangehensweisen und Erleben anders kulturell geprägter Arbeitsorganisationen um nur einiges zu nennen.“ Aber auch dies ist einer wichtige Erfahrung, wenn Beatrice unter anderem feststellt: „Jetzt weiß ich, wie man sich als Ausländer fühlt.“

Bekamen den EUROPASS Mobilität - Luz Marina Suarez (2.v.l.), Jose Mateo Sauco, IES Aynadamar (hinten links), Alexandra Harmel, Beatrice Krause, Sonja Jung, Sabine Philipp und Vincente Quedada I.E.S. Aynadamar (rechts außen) - Maylin Wolosin (fehlt)
Foto: J.Hanspach