Aktuelles und Presse

22.10.2008

Auf Spurensuche im Naturwald

Angehende Erzieherinnen und Erzieher verbessern ihr Naturverständnis bei einer Waldexkursion

lr Pretzetze. Die Schülerin Sofie Wernecke ist erstaunt, dass man in einigen Wäldern Norddeutschlands Wölfe beobachtet hat. „Nicht erst seitdem vor einem Jahr bei Gedelitz ein Wolf illegal getötet wurde, weiß man das", erläutert Eckhard Seebass, der ehemalige Leiter des Niedersächsischen Forstamtes Dannenberg, einer Gruppe von angehenden Erzieherinnen und Erziehern der Berufsbildenden Schulen (BBS) Lüchow. Seit einigen Jahren ziehen, von Osten kommend, immer wieder einzelne Wölfe durch unsere Region. „Sorgen vor Angriffen auf Menschen sind bei diesen scheuen Tieren unbegründet", beruhigte der Forstmann, der dem Vorstand des BUND Lüchow-Dannenberg angehört.
Seebass führte die Klasse I der Fachschule Sozialpädagogik auf einer fünfstündigen Exkursion durch den bei Langendorf liegenden Naturwald der Pretzetzer Landwehr. Die Naturerkundung in Kooperation mit dem BUND ist Teil des Unterrichtskonzeptes „Natur erleben und verstehen" im Fach Biologie. Die zukünftigen Erzieherinnen und Erzieher sollen ihr eigenes Naturverständnis verbessern, um danach Kindergartenkindern die Schönheit und Vielfalt der heimischen Natur kompetent zu vermitteln. „Dadurch wird in der Ausbildung nicht nur der Trend zu mehr Waldkindergärten berücksichtigt, sondern auch die Bereitschaft zum Schutz der natürlichen Umwelt gefördert", erläutert Michael Fischer, Biologielehrer und Leiter des Fachbereiches Sozialpädagogik an den BBS Lüchow.
In der Pretzetzer Landwehr wird seit 35 Jahren nichts mehr verändert, informierte Seebass. Die Natur reguliert sich weitgehend selbst. Nur Rehe, Hirsche und Schwarzwild werden auch dort bejagt, um die natürliche Waldverjüngung zu sichern. Schließlich fehlt es an Raubtieren wie Wölfen, Bären undnLuchsen, die das Wild reduzieren könnten.
Die BBS-Schüler untersuchten Spechthöhlen in Bäumen, die nach der Brut anderen Singvögeln oder auch der Hohltaube als Schlaf- und Brutplatz dienen, genauso eingehend wie die imposanten Ausmaße einer zwei Meter hohen, nach unten offenen Baumhöhle, die tagsüber Fledermäusen als Unterschlupf dient. Sie beobachteten auch etliche Moorfrösche und einen leuchtend grünen Laubfrosch, der im Sommer aus den Wipfeln der Bäume ruft.
Prägend für den Naturwald sind die zum Teil fast 400 Jahre alten Eichen, erfuhren die jungen Leute. Einer der Bäume, der vor 35 Jahren einem Sturm zum Opfer fiel, wurde wegen seines immer noch zähen Holzes bewundert. Dass die daneben liegende, vor vier Jahren gefallene Birke, über und über mit Pilzen bewachsen, bereits völlig morsch ist, erstaunte die Schülerinnen und Schüler sehr. Sie bestimmten auch andere Baumarten anhand von Blatt, Borke und Wuchs. Selbst den noch ungeübten Augen der Exkursionsteilnehmer fiel bald auf, dass die Artenvielfalt im Naturwald deutlich höher ist als im ebenfalls besichtigten angrenzenden Wirtschaftswald.
Eckhard Seebass beantwortete geduldig die zahlreichen Fragen der Jugendlichen und machte auf viele weitere Naturspuren aufmerksam. Obwohl die Schülerinnen und Schüler mit gutem Vorwissen in den herbstlich bunten Wald kamen, hatten sie einige Aha-Erlebnisse und lernten vieles dazu.

Der BUND-Experte Eckhard Seebaß (rechts) leitete eine fünfstündige Waldexkursion durch die Pretzetzer Landwehr mit angehenden Erziehern und Erzieherinnen von den Berufsbildenden Schulen (BBS) Lüchow
Aufn.: M.Fischer