06.03.2009 EJZ
lr Lüchow. Wie jemand, der jahrelang an unterschiedlichsten Schulen gemobbt wurde, die „1. Stunde“ in einer neuen Klasse erlebt, hat der Schauspieler Andreas Püst als Jürgen Rickert jüngst in sechs Lüchower Schulklassen thematisiert. Zusammen mit der Sozialpädagogin Madien Gardow wurden in je zwei Unterrichtsstunden an der Realschule, der Hauptschule und an den BBS Lüchow die Themen Mobbing, körperliche Gewalt und Ausgrenzung schülernah bearbeitet.
Das Theaterstück des Schauspielkollektivs „Neues Schauspiel Lüneburg“ spielt im Klassenzimmer und greift provozierend und direkt in die Klassendynamik ein. Die Begrüßung sorgte für große Verunsicherung bei den Schülerinnen und Schülern und lockte sehr unterschiedliche Reaktionen hervor: „Okay, bringen wir's hinter uns. Ich gebe euch fünf Minuten -fünf Minuten, in denen könnt ihr machen, was ihr wollt“. Einige schauten verlegen weg oder kicherten peinlich berührt, wobei andere wiederum sich angesprochen fühlten und mit provozierenden Sprüchen konterten.
Schnell brach die Mauer zwischen Klasse und Schauspieler weg, und die Schüler mussten sich zu neuen Situationen verhalten, wobei sie immer wieder mit eigenem Opfer -und Täterverhalten konfrontiert wurden. „Das Theaterstück macht nachdenklich“ und „es wurde gut dargestellt, wie sich ein Mobbingopfer fühlen kann“, waren Meinungen der BBS-Schüler.
In der anschließenden Gesprächsrunde mit dem Schauspieler und der Sozialpädagogin gab es die Möglichkeit, Fragen rund um die Person Jürgen Rickert, aber auch zu dem Schauspieler selbst zu stellen. Angedeutete Opfer/Täter-Dynamiken in der Gruppe wurden von Madien Gardow noch einmal aufgenommen und diskutiert.
„Ich halte Präventionstheater für eine vielversprechende Möglichkeit, Tabuthemen wie Mobbing in Schulen bearbeiten zu können“, so Katrin Klupsch-Jandt. Die NiKo-Projektleiterin der Samtgemeinde Lüchow (Niedersächsische Kooperationsprojekte an schulischen Standorten) hatte in Kooperation mit Kreisjugendpfleger Manfred Jucks die Vorstellungen in Lüchow organisiert. Manfred Jucks teilte mit, dass durch den Kreispräventionsrat weitere Vorführungen im Schulzentrum Dannenberg ermöglicht wurden.