Aktuelles und Presse

11.08.2010

Das Projekt EnerGO

by Lüchow. „Ein innovatives, anspruchsvolles Projekt, das neue Wege beschreitet": So beschreibt Wolfgang Müller-Tamke vom Bundesinstitut für Berufsbildung, das neue Jobstarter-Projekt der Samtgemeinde Lüchow. „EnerGO" will wie alle von Bund und EU finanzierten Jobstarter-Projekte die regionale Ausbildungsstruktur stärken.

Zum einen geht es darum - gerade in einem Landkreis, der sich in Sachen Erneuerbare Energien ehrgeizige Ziele gesetzt hat - Betrieben aus den Bereichen Erneuerbare Energien und Nachwachsende Rohstoffe den Fachkräftebedarf zu sichern.

Zum anderen will man einen neuen Beruf etablieren: An den Berufsbildenden Schulen in Lüchow gibt es seit 2008 die Berufsfachschule „Technische/r Assistent/in für die Verarbeitung Nachwachsender Rohstoffe". Die Absolventinnen und Absolventen haben die Möglichkeit, mit der erreichten Fachhochschulreife ein Studium zu beginnen oder in Betriebe der Bioenergiebranche zu wechseln.

Noch sind aber die Chancen dieser neuen schulischen Ausbildung bei Jugendlichen und den Betrieben eher unbekannt. „EnerGO" will das ändern: Ziel ist - in Zusammenarbeit mit Kammern und Ministerien - eine landes- und bundesweite Etablierung dieses schulischen Ausbildungsberufes. Dabei gilt es auch, die Übergänge von der schulischen Ausbildung in klassische duale Ausbildungsberufe zu regeln.


Kompetenz in der Region halten

Auftaktveranstaltung des „EnerGO"-Projektes- Neuen Beruf in Wachstumsbranche Erneuerbare etablieren

by Lüchow. „Wenn Sie sich für Erneuerbare Energien einsetzen, tun Sie nicht nur etwas fürs Klima, sondern auch für Arbeitsplätze in der Region": Diese Feststellung traf Krischan Ostenrath vom Wissenschaftsladen Bonn am Montag vor seinen Zuhörern im Lüchower Amtshaus. Per Internet war er in Bild und Ton bei der Auftaktveranstaltung des Projektes „EnerGO Lüchow-Dannenberg" (siehe oben) zugeschaltet und informierte Entscheidungsträger und Wirtschaftsvertreter über die Entwicklung des Fachkräftebedarfs in der Erneuerbare-Energien (EE)-Branche.

Der EE-Bereich wachse gegen den gesamtwirtschaftlichen Trend, sei Wachstumsmotor, insbesondere auch im nordwestdeutschen Raum, sagte Ostenrath. Im Jahr 2030 werden in der EE-Branche genauso viele Menschen Arbeit finden wie in der Automobilbranche, prophezeite er. Die Nachfrage nach Fachkräften steige stetig - und sei schon heute nicht immer zu befriedigen. Vor allem Ingenieure, Techniker und Handwerker würden gebraucht - mit branchenspezifischen Knowhow. Noch sei die Ausbildungsquote im Bereich Bioenergie unterproportional, zumal auch branchenspezifische Berufsprofile weitgehend fehlen.

Es gebe, so Ostenrath, brachliegende Potenziale, deshalb sei eine Vorausbildung - wie sie von den BBS Lüchow in der Berufsfachschule Nachwachsende Rohstoffe (NaWaRo) angeboten werde - ein Schritt in die richtige Richtung.

Das sehen auch Felix Fröhlich, Geschäftsführer der Blockheizkraftwerke bauenden Firma Bosse & Dreyer in Gorleben, sowie die Handwerksmeister Wolfgang Rohm und Ingo Paarz und der ehemalige Obermeister der Elektro-Innung, Werner Bollhorn, so. Die Handwerker haben einige der BBS-Schüler bereits als „engagierte Praktikanten" kennengelernt. Während die Berufsfachschule ein gutes Sprungbrett in Richtung Studium sei, gebe es beim Übergang ins Handwerk tatsächlich noch viel zu klären. Dass die Folge-Ausbildung in einem anderem Beruf zu verkürzen sei, steht für die drei Handwerker außer Frage. Als Auszubildende sind ihnen die NaWaRo-Absolventen grundsätzlich willkommen, „weil sie schon 18 Jahre alt sind und in den zwei Jahren Schule gezeigt haben, dass sie was lernen wollen". Auch was den Unterrichtsinhalt solch schulischer Ausbildung angehe, gebe es Abstimmungsbedarf: Die Anforderungen an die verschiedenen Anlagen im großen Bereich der Erneuerbaren Energien seien zu unterschiedlich.

Für Felix Fröhlich sind der schulische NaWaRo-Bildungsgang und das „EnerGO"-Projekt unterstützenswert, weil sie dazu beitragen, Kompetenz in der Region zu halten und in die Region zu holen, sie attraktiv für Fachkräfte und Akademiker zu machen. Letztere zu finden, sei für seine Firma schon schwierig. Es gebe zudem ein grundsätzliches Problem: Die Erneuerbare-Energien-Branche sei sehr dynamisch, müsse sich ständig neu erfinden, auf den Markt reagieren. Deshalb sei es auch schwierig, konkret zu sagen, wie die Ausbildungsgänge aufgebaut sein müssen. Wenn sie zu breit gefasst seien, bestehe die Gefahr, dass die Absolventen „alles und nichts wissen".

Die CDU-Landtagsabgeordnete Karin Bertholdes-Sandrock lobte das „EnerGo"-Projekt als wichtige Schaltstelle zwischen Schule und Wirtschaft, das sei „Pionierarbeit, die wir leisten können, wollen und sollen, um niedersachsenweit Neues zu schaffen".