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10.04.2011 Generalanzeiger Anzeige

BBS - Wegweisender Neubau

Architekt Pohlmann errichtet Werkstatt für Tischler und Zimmerer

Lüchow (bvo). Auf die Frage, was er denn von der neuen „Werkstatt und Unterrichtsgebäude Holz" halte, antwortet der Fachlehrer der Berufsbildenden Schulen Lüchow (BBS) Kai Timm schlicht: „Ganz ehrlich? Ich bin begeistert! Das ist für mich wie ein Wunder. Das ist zukunftsweisend - auch für unserem Schulstandort!"

Fachlehrer Olaf Papendieck ergänzt: „Das Gebäude ist schlicht hervorragend. Und es bietet genau das, was ein Tischler sich wünscht."

Ein höheres Lob konnte sich der planende Architekt Ralf Pohlmann nicht wünschen, vereint sein wahrhaft wegweisender Bau doch alle geforderten Kriterien auf kongeniale Weise: Trotz seiner strengen Funktionalität wirkt das hochgradig attraktive Gebäude organisch. Es ist im Wesentlichen aus dem Werkstoff gefertigt, um den es in der Lehre geht: Holz.

Dabei erfüllt es die Erfordernisse - eine gute funktionale Zuordnung und viel Tageslicht - auf das Beste, wie die Fachlehrer betonen.

Zudem befinden sich Unterrichtsräume und Werkstätten in direkter Nähe, so dass die Schüler schnell hin- und herwechseln können. Und das Objekt musste unbedingt eingeschossig konzipiert werden: „Das ist für diese Berufe mit vielen schweren und großen Lasten wichtig", erläutert Pohlmann. Zimmerleute und Tischler nutzen die Räume und Maschinen gemeinsam. Baubeginn war im September 2010, im April 2011 konnte das Objekt fertig gestellt werden. Der Auftrag war durch die gAöR Gebäudemanagement Uelzen-Lüchow-Dannenberg vergeben worden. Was nicht nur die Behörde freuen wird: Das geplante Budget von rund 1,6 Millionen Euro konnte Pohlmann um fast 200.000 Euro unterschreiten. Der Bau wurde gefördert mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II. Ein Lob hat Architekt Pohlmann aber auch für die auftragerteilenden Mitarbeiter des Gebäudemanagements Uel-zen-Lüchow-Dannenberg: „Sie lassen uns weitgehend freie Hand - es gibt eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit."

„Für das Gebäude haben wir uns am Passivhaus-Standard orientiert", berichtet Pohlmann: Dreifach-Verglasung, Holz-Alu-Türen und Fenster sorgen für höchste Dämmwirkung.

Für die Planung haben Architekt Ralf Pohlmann und die ausführende Architektin Anna Hirch mit den Lehrern zusammengearbeitet: „Wir saßen alle an einem Tisch". Durch die Kooperation bietet das Ergebnis letztlich ideale Bedingungen für die Ausbildung, wie die Lehrer betonen.

Eine weitere Vorgabe: Die Schüler sollten die Möglichkeit bekommen, auch im Freien, aber im Trockenen arbeiten zu können. Dazu wurden an den Traufseiten zwei jeweils vier Meter lange Dachüberstände konstruiert.

Auch an den Giebelseiten ragen zwei überdachte Flächen in den Himmel.

Im Inneren des Gebäudes dominieren klare Farben und Formen. Das Farbkonzept ist streng schwarz-weiß, die Tür- und Fensterelemente wurden basaltgrau gestaltet - mit Ausnahme der bunten Toiletten, die einen ironischen Kontrapunkt setzen.

Auch die Haustechnik ist überall offen ablesbar: Die Installationen wurden nicht wurde verkleidet oder versteckt. „Damit zeigen wir den angehenden Handwerkern, worauf es in einem Gebäude auch ankommt: Heizung, Sanitärleitungen, Lüftung und Elektrik werden konsequent sichtbar in Trassen geführt, um den Schülern die Funktion dieser Elemente unmittelbar sichtbar zu machen", erläutert Pohlmann.

Sichtbarer Baustoff des Objektes ist Holz. Die Innenwände wurden gemauert oder aus Beton gegossen Verleimte Fischbauchträger bilden das Dach, eine leichte Neigung lässt die Fläche schweben wie ein Flügel Die Trapez-Schalung der äußeren Fassade wurde aus unbehandeltem, naturbelassenem Lärchenholz hergestellt. Der barrierefreie Fußboden wurde aus geschliffenem Gussasphalt erstellt: „Ein wunderbares, äußerst strapazierfähiges Material", lobt Pohlmann.

Die Decken wurden mit Akustikplatten ausgestattet.

Wegweisend ist auch die Be- und Entlüftung der Klassenräume: Mit einem C02-Senor wird der Kohlendioxid-Gehalt gemessen und die Luft bei Bedarf ausgetauscht. „So kann auch während der Heizperiode eine kontinuierliche Lufthygiene sichergestellt werden", berichtet Pohlmann. Rund 90 Schüler werden in mehreren Klassen zur Zeit hier unterrichtet. „Letztendlich ist dies auch ein Verdienst der hiesigen Betriebe, die vor Ort immer noch gut ausbilden", schließt Fachlehrer Kai Timm.

Fotos von Rainer Erhard und Björn Vogt