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19.05.2011

Selbstregulation mit zentraler Rolle

Fachforum an den BBS Lüchow: Wie wichtig sozial-emotionale Kompetenzen sind

lr Lüchow. Bereits in den ersten Lebensjahren werden die Grundlagen für spätere Bildungs- und Entwicklungschancen von Kindern gelegt. Im Hinblick auf die späteren Anforderungen in der Schule sind Kinder mit gut ausgebildeten sozial-emotionalen Kompetenzen offenbar bestens gerüstet: Sie können sich leichter in Gruppen integrieren, sind oft beliebter und passen sich den Bedingungen schneller an - was sich positiv auf den Schulerfolg auswirken kann. Das schilderten die Diplom-Psychologinnen Martha Hänel und Julia Klinkhammer von der Leuphana Universität Lüneburg bei einem Fachvortrag in den Berufsbildenden Schulen (BBS) Lüchow. Eingeladen hatte das Niedersächsische Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung.

Dem Fachpublikum wurden die Forschungsergebnisse der sogenannten ELEFANT-Studie nähergebracht. Erste Ergebnisse des Forschungsprojekts „Emotionales Lernen ist fantastisch“, zu dem die beiden Referentinnen an der Leuphana Universität forschen, zeigten, dass die Herausbildung wesentlicher sozialer und emotionaler Kompetenzen im Altersbereich drei bis sechs Jahren wichtige Entwicklungsschritte darstellten. Exemplarisch nannten die Referentinnen, Basisemotionen bei sich und anderen zu erkennen sowie die Fähigkeiten zur Perspektivübernahme, Empathie und die Emotions- und Verhaltensregulation. Viele Studien hätten bewiesen: Kinder mit mangelnden sozial-emotionalen Fertigkeiten haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Verhaltens- und emotionalen Störungen. Das heiße: Kinder, die ihre Emotionen gut regulieren können, haben einen guten Schutzfaktor, der das Auftreten von Verhaltensauffälligkeiten senke, schilderten die Referentinnen anschaulich.

Die Selbstregulation spiele dabei eine zentrale Rolle. Eigenes Verhalten, Impulse, Wünsche mit gesellschaftlichen Normen und Werthaltungen in Einklang zu bringen und ein Bewusstsein über sozial angemessenes Verhalten zu erlangen: Dies seien demnach notwendige Entwicklungsaufgaben in der frühen Kindheit. „Die Fähigkeit zur Selbstregulation scheint die Beziehung zwischen den Risikofaktoren des Kindes und dem Auftreten psychischer Probleme zu beeinflussen“, sagte Hänel. Es zeige sich auch in internationalen Studien eine direkte Verbindung zu akademischen Leistungen: „In den vorigen Jahren ist immer deutlicher geworden, wie wichtig der Bereich der sozial-emotionalen Kompetenzen als Voraussetzung und Ergänzung zum logischen Denken ist“.

Eine breite Diskussion gemeinsam mit dem Fachpublikum entwickelte sich anschließend zu der Frage: Wie kann man sozial-emotionale Kompetenzen alltagsnah fördern? Die Palette der Förderung reiche dabei von körperlichen Aktivitäten wie singen, malen, tanzen, Sinne schulen, wobei die Kinder ihren Körper kennenlernen, bis dahin, dass man die Kinder ernst nehme und nicht etwa mit der Bemerkung über ihre Gefühle hinweggehe: „Ist ja nicht so schlimm“.