Aktuelles und Presse

17.02.2012

Über die Lehrer zum Beruf

Rund 400 Jugendliche auf Erkundung in den Berufsbildenden Schulen

by Lüchow. Knapp 400 Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen aus den Haupt- und Realschulen im Landkreis - die meisten heißen mittlerweile Oberschule - haben gestern Vormittag das Bildungsangebot der Berufsbildenden Schulen erkundet. Wem das nicht reichte, konnte sich an den Ständen der Arbeitsagentur oder auch der Kammern über weitere Ausbildungsberufe informieren. Mal schüchtern, mal forsch und wissbegierig waren die Jugendlichen zwischen den Klassenräumen und Werkstätten unterwegs. Bei den Friseuren ließen sich einige »für lau» - nämlich nur zwei Euro - eine farbige Strähne einknüpfen, im Fachbereich Pflege bezogen sie Betten oder testeten einen Rollstuhlparcours. Bei den NaWaRo-Assistenten bewunderten sie die Konstruktion von Miniatur-Dampfmaschinen oder sie informierten sich in der Kfz-Halle über »Hightech unterm Blech» und bei den Sozialpädagogen über den Lern- und Prüfungsstoff. Sie mussten nur fragen. Wer sich nicht traute, wurde angesprochen, bekam Infoblätter in die Hand gedrückt. In einem Fragebogen sollten die Jugendlichen zudem ihre Erkundungstour dokumentieren. Ein Shuttlebus, der ständig zwischen den drei Standorten der Schule in Lüchow unterwegs war, erleichterte das Hin- und wieder Wegkommen - und wurde gut in Anspruch genommen. Es sind die Schülerinnen und Schüler, die sich in Sachen Beruf orientieren sollen. Der Weg darüber führt aber über die Lehrkräfte. Über den Arbeitskreis Schule-Wirtschaft des Arbeitgeberverbandes lernen diese die verschiedenen Betriebe in der Region kennen, und die Betriebe die Lehrkräfte. Jene empfinden den tiefen Einblick in Betriebsabläufe als wichtig, weil sie so die Jugendlichen besser über die Anforderungen und Bedingungen informieren können. Bei fast jedem Besuch erfahren sie aber auch, woran es bei den Jugendlichen hapert. Benannt werden dann Tugenden wie Pünktlichkeit, Ausdauer und Verlässlichkeit, bemängelt werden unzureichende Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse. Letzteres gelte so pauschal nicht, widersprechen die Lehrkräfte. »Die Jugendlichen sollen einen Beruf finden, in dem sie glücklich und erfolgreich sein können», sagt Monique Salomon, Sozialarbeiterin an der Lüchower Oberschule. Mit ihrem Wissen aus den Betriebsbesuchen könne sie die Schülerinnen und Schüler individuell beraten. Gute Noten seien allein nicht entscheidend, die Jugendlichen müssten auch für sich als Person werben. Gert Hannemann, Lehrer an der KGS Clenze, und seine Kollegin Anne Grundwaldt von der Oberschule Lüchow verweisen darauf, dass sie als Lehrer auch die eher verborgenen Talente und Fähigkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler kennen und so einschätzen könnten, ob sie für einen Beruf geeignet seien oder nicht. Und weil sie nun auch Firmenchefs kennen würden, sei es auch leichter, Schüler in ein Praktikum zu vermitteln. »Von Gesicht zu Gesicht sagt kein Unternehmer Nein» , bestätigt auch Renate Peters, die für den Arbeitgeberverband den Arbeitskreis organisiert und weiß, dass manch ein Schüler, der »nach Aktenlage kein gutes Bild» mache, sich in der Praxis gut anstelle.
Ein Rätsel oder auch eine »Herausforderung», wie es eine Lehrerin formuliert, sind Arbeitgebern wie Lehrkräften die Eltern. Nur ein geringer Teil kümmere sich um die berufliche Zukunft seines Kindes, auch Elternabende zu diesem Thema seien kaum besucht. Die Schule solle es richten. Auffällig sei auch, dass viele Jugendliche selbst sich nichts zutrauten, Angst vor Neuem hätten, das Hotel Mama nicht verlassen und lieber weiter zur Schule gehen wollten, obwohl sie eigentlich auf Schule immer schimpften. »Ob sie sich nicht trauen oder nicht wollen habe ich noch nicht rausgekriegt», sagt Karl-Heinz Gotthardt von der Nicolas-Born-Oberschule in Dannenberg. Berufsorientierung sei sinnvoll, ob sie aber erfolgreich sei, hänge weniger davon ab, was die Schulen leisten, sondern von der wirtschaftlichen Lage. In Zeiten des Lehrstellenmangels hätte eine noch so gute Berufsorientierung für die Jugendlichen nicht viel verbessert. Jetzt herrsche ein Mangel an Bewerbern, so dass die Betriebe sich auch die schwächeren Jugendlichen genauer ansähen.
Bild: Großhandel, Einzelhandel, Verkauf und Bürodienstleistungen: Im Lernbüro am BBS-Standort in der Amtsfreiheit gab es Informationen über die einjährige Berufsfachschule Büro und das Gutscheinheft, das dort erstellt wurde und Jugendlichen in vielen Geschäften Rabatte sichert.

Aufn.: Ch. Beyer