Aktuelles und Presse

27.09.2012 EJZ

„Echt interessiert“

Informationen, Gummibärchen und Gewinnspiele: Ausbildungsmarkt in Lüchow

by Lüchow. Berufsfindung war schon immer eine schwierige Sache mit Umwegen. Auch für die heutigen Erwachsenen.

Stefan Eilts, der neue Leiter der Berufsbildenden Schulen, erinnert sich, dass seine Mutter Druck machte, er sich schließlich bei der Sparkasse bewarb und die Ausbildung absolvierte. Dabei fand er allerdings vor allem Geschmack an der Berufsschule, so dass er anschließend studierte, um Berufsschullehrer zu werden. Verwaltung oder Sparkasse: Das war auch die Wahl, vor die Renate Ortmanns-Möller von ihrer Mutter gestellt wurde. Sie entschied sich nach mäßigem Realschulzeugnis und einem Jahr Höhere Handelsschule für die Verwaltung - und ist heute Leiterin des Fachdienstes Regionale Entwicklungsprozesse im Kreishaus in Lüchow, »ein spannender Job». Auch Andreas Schlüter, der Vorsitzende des »Initiativkreises für Unternehmergespräche», wusste nach seinem Abitur nicht, was er werden wollte. Er reiste an die Studienorte seiner Kumpel, erkundete deren Fächer und fand Pharmazie am interessantesten. Nach Praktika in einer Apotheke und in einem Industriebetrieb war ihm klar, dass er in die Industrie wollte. Heute leitet er die Artesan-Pharma in Lüchow. Informiert euch, macht Praktika: Das ist der Rat von Eilts, Ortmanns-Möller und Schlüter an all die Jugendlichen, die gestern auf dem Ausbildungsmarkt in Lüchow unterwegs waren. Viele nutzten die Chance. Zum Beispiel Lena Eisenblätter, Katia Schmidt, Jenny Waitschat und Lisa Schulz von der Elbtalschule in Gartow. Jenny kann sich eine Ausbildung bei einer Krankenkasse oder in der Kommunalverwaltung vorstellen. Gezielt informierte sie sich bei der AOK auch über Einstellungstests und Verdienstmöglichkeiten, später hatte sie auch noch einen Termin am Stand der Kreisverwaltung. Katia geht nach der Schule zunächst für ein Jahr nach Amerika. Für »danach» holte sie sich auf dem Markt viele Informationen am Stand von Nya Nordiska. Mit Stoffen zu arbeiten, kreativ zu sein, reizt sie. Design ist ihr Ding, und auf eine Ausbildung als Raumausstatterin könne man später auch aufbauen, berichtet sie. Lisa peilt den Zoll an, der Verdienst sei nicht schlecht, man komme rum und werde übernommen - »alles gute Vorteile». Aber end-gültig ist ihre Entscheidung noch nicht. Sie mache sich noch viele Gedanken, neben dem Zoll denkt sie auch über die Berufe Maskenbildnerin und Veranstaltungskauffrau nach. Lena war interessierte Begleiterin ihrer Freundinnen. Sie will auf jeden Fall studieren - Jura oder Zahnmedizin - und wird im nächsten Sommer aufs Wirtschaftsgymnasium wechseln. Zu zweit waren René Büsch und Felix Schwarz vom Gymnasium Lüchow unterwegs und hatten einen »meet&speak»-Termin mit Rainer Bunge, Ausbilder bei der Artesan-Pharma. René interessiert sich für die Entwicklung von Medikamenten, glaubt, dass das »ein krisensicherer Beruf ist, da Menschen immer krank werden». Auch am Bundeswehr-Stand holte er sich Infos, »weil man dort auch was mit Medizin machen kann». Felix ist eher technisch interessiert, wollte mehr über den Beruf Mechatroniker erfahren, hatte sich auch bei SKF und Nya Nordiska zu »met & speak» angemeldet. In welchen Fächern sollte man gut sein? Wie muss man sich den Arbeitsalltag vorstellen? Vor allem diese beiden Fragen musste Bunge gestern beantworten. Was das Berufsbild Mechatroniker betrifft, helfe manchmal die Erklärung »Lego für Große, aber live an den Maschinen». Beim DRK war Yvonne Rodenberg, Erzieherin in der Kita in der Amtsfreiheit in Lüchow, von fragenden Jugendlichen umlagert. Rodenberg erlebte sie als »echt interessiert». Sie stellten Zwischenfragen, arbeiteten nicht nur die Fragen auf ihrem Bogen ab, sondern wollten genau wissen, was auf sie zukommt, wenn sie als Erzieherin und Erzieher in Kindertagesstätten gehen. Gummibärchen, Bonbons und Kugelschreiber gab es an nahezu jedem Stand, an dem Auszubildende die Fragen der Jugendlichen beantworteten. Manche Firma lockte auch mit Gewinnspielen - die Firma Grocholl etwa ließ die Zahl der Parisienne-Kartoffeln in einem drei Kilo Beutel schätzen und verloste ein Bewerbungstraining für die ganze Klasse. Und an Spiel und Spaß wurde auch gedacht: Am Stand der NaWaRo-Ausbildung der Berufsschule wurde nach einem anderen Wort für Biogasanlage gefragt. Zur Wahl standen Furzschwein, Betonkuh oder Siloschlange. Bei der Conti konnte sich jeder seinen persönlichen Schlüsselanhänger mit Namen fertigen. Und beim Bewerbungsmappencheck der Arbeitsagentur bekamen die Jugendlichen den Rat, in ihren Anschreiben deutlich zu machen, was sie persönlich auszeichnet, warum gerade sie die richtigen für den freien Ausbildungsplatz seien. Bei Arbeitgebern kämen außerdem alberne E-Mail-Adressen nicht gut an, man sollte sich eine zweite elektronische Adresse besorgen.


Bild: Lina Schulz, angehende Raumausstatterin bei Nya Nordiska in Dannenberg, beantwortete die Fragen der Schülerinnen und Schüler zu ihrem Beruf und seinen Perspektiven.
Aufn.: Ch. Beyer