< Chronik 6

Die Entwicklung zu einer zentralen Berufsschule in Lüchow

Die bescheidenen Anfänge der beruflichen Bildung in Lüchow begannen im Januar 1946. Drei hauptamtliche Lehrkräfte und der Berufsschuldirektor Albin, Nachfolger von Otto Klingebiel, der im Krieg gefallen war, unterrichteten in Lüchow an der Kreisberufsschule.

Als Direktor Albin im April 1952 Lüchow verließ, war das Kollegium bereits auf sieben hauptamtliche und 31 nebenamtliche Lehrkräfte angewachsen. Der Nachfolger von Albin wurde im Oktober 1952 Ernst Steffen.

Dann gab es eine Namensänderung. Ab Anfang 1950 hieß sie Gewerbliche, kaufmännische und hauswirtschaftliche Kreisberufsschule des Landkreises Lüchow-Dannenberg. Allerdings hielt dieser Namen nur wenige Jahre, denn ab 1957 wurde daraus die Gewerbliche, Kaufmännische und Hauswirtschaftliche Kreis-Berufs- und Handelsschule Lüchow-Dannenberg.

Mit Wirkung vom 1. Januar 1958 wird die BBS Lüchow als „beruflich ausgebaut“ durch den Niedersächsischen Kultusminister anerkannt.

"Neubau" - Aufnahme 1955 (weitere Infos)

Anfang der 50er Jahre besann sich der Schulträger darauf, neuen Schulraum zu schaffen. Als erstes entstand in Lüchow der Neubau an der Amtsfreiheit, hier wurde der Unterricht nach den Sommerferien 1955 aufgenommen.
Fast parallel dazu wurde in Dannenberg an die dort vorhandene - 1932 errichtete - Land­wirt­schafts­schule ein Anbau für den Haus­wirt­schaft­lichen Bereich erstellt.

Als nächstes entstand der Neubau der Land­wirt­schaft­lichen Kreis­berufs­schule in Lüchow auf dem Eck­grund­stück Königs­berger Straße/ Eichen­dorff­straße. Hier wurde nach den Oster­ferien 1959 mit dem Unterricht begonnen.

Von 1959 bis 1962 war wieder Dannenberg an der Reihe. Gegenüber der Landwirtschaftsschule in der Bahnhofstraße wurde ein Neubau mit Fachräumen für Bäcker und Schmiede, sowie entsprechende Klassenräume erstellt.

Landwirtschaftsschule in Dannenberg mit dem Anbau aus dem Jahre 1956;
Foto: Kreisarchiv Lüchow - Dannenberg

Rege Bautätigkeit herrschte Mitte der 60er Jahre erneut an der Königsberger Straße. In un­mit­tel­barer Nähe der Land­wirt­schaft­lichen Kreis­berufs­schule baute die Land­wirt­schafts­kammer Fach- und Klas­sen­räume für ihre Land­wirt­schafts­schule. Die Unter­brin­gung machte einen Schul­neu­bau dringend not­wendig. Dieser Bau umfasste drei Bau­ab­schnitte und wurde 1958 bezogen. Im Jahre 1958 ent­stand im Reh­becker Weg die Land­wirt­schaft­liche Kreis­be­rufs­schule. Die Land­wirt­schaft stellte damals noch den größten einzelnen Berufsstand.

Neubau der Landwirtschaftlichen Kreisberufschule im Jahre 1958
Foto: Sammlung Barbara Fährmann

Die ständig zunehmende Zahl der Berufsschüler/innen machte im Jahre 1968 eine Erweiterung der BBS Lüchow in der Amtsfreiheit notwendig: Es entstanden eine Kraftfahrzeug -Werkhalle, eine Mehrzweckhalle sowie ein Fachklassentrakt.

In den Jahren 1974/75 entstanden die Bauhalle für das neu installierte Berufsgrundbildungsjahr Bautechnik, wobei die Holztechnik im oberen Stockwerk eingerichtet wurde, im unteren konnten die Stein- und Fliesenarbeiten ausgeführt werden.

Kurze Zeit später ließ der ständig wachsende Strom von Schüler/innen einen Neubau von 15 Klassenräumen notwendig erscheinen: Der wegen seiner Würfelform so genannte „Kubus“ entstand im Jahre 1975/1976.


Der so genannte „Kubus“ Aufnahme aus dem Jahr 2002 (weitere Bilder vom Kubus)

In einem Sonderprogramm, das speziell für die Einrichtung der Berufsgrundbildungsjahre aufgelegt wurde, entstanden 1977/78 die Zimmereihalle, ein Holzlager sowie Einrichtungen für die Metalltechnik.

In der Königsberger Straße wurde eine Erweiterung zur Aufnahme der Grundbildungsjahre für die Berufsfelder Agrarwirtschaft und Ernährung durchgeführt.
Diese zahlreichen, aufwändigen Baumaßnahmen geben einen deutlichen Hinweis darauf, dass die Zeit der dezentralen „Provisorien“, wie diese unmittelbar nach dem Krieg im Landkreis zu finden waren, in den 60er Jahren ein Ende fanden.

Bedingt durch die steigenden Schülerzahlen, aber auch durch die gestiegenen Anforderungen an eine zeitgemäße und moderne Berufsausbildung entstand in Lüchow eine zentrale Berufsschule für zahlreiche Ausbildungsberufe im Landkreise Lüchow - Dannenberg.

Lediglich die so genannten Splitterberufe werden in Bezirks- oder Landesfachklassen außerhalb des Landkreises unterrichtet.

Der Gedanke eines zentralen Berufsschulsystem wurde auch durch die Fusion der gewerblichen und kaufmännischen Berufschule in der Amtsfreiheit mit der landwirtschaftlichen Kreisberufsschule im Jahre 1974 deutlich.

Die Schulleitung für die gesamte Schule übernahm Herr Werner Kutscha, nachdem Herr Ernst Steffen im selben Jahre pensioniert worden ist.

Nach der Pensionierung von Herrn OStD Werner Kutscha im Jahre 1982 übernahm Herr StD Peter Devers kommissarisch die Leitung der BBS.
Anfang der 80er gab es wieder einmal einen Namenswechsel, man nannte sich nun schlicht Berufsbildende Schulen Lüchow.

Im Jahre 1983 wurde Herr Raimund Grote mit der Leitung der Berufsbildenden Schulen in Lüchow beauftragt.

Die neueren Entwicklungen der Berufs­bildenden Schulen

Den gestiegenen Anforderungen im Bereich des Handwerks versuchte man ab dem Jahre 1974 durch die Einführung der Berufsgrundbildungsjahre gerecht zu werden.

Bei dem schulischen Grundbildungsjahr wird das erste Ausbildungsjahr in der Berufsschule absolviert, wobei an drei Tagen fachpraktischer Unterricht in den Lehrwerkstätten stattfindet und an zwei Tagen der Theorieunterricht erteilt wird.

Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Berufspädagogen waren sich damals einig, dass man durch eine breit angelegte Grundbildung verschiedene Vorzüge gegenüber der herkömmlicher Ausbildung erreichen kann: Die berufliche Mobilität sollte leichter eine Neuorientierung in dem Berufsfeld ermöglichen, falls sich die Anforderungen in einem bestimmten Ausbildungsberuf desselben Berufsfeldes verändern sollten.

Weiterhin sollte das Grundbildungsjahr erst die qualifizierte Berufswahl für einen Ausbildungsberuf ermöglichen, hier wurde eine Möglichkeit gesehen, die Zahl der Ausbildungsabbrecher, die sich unzutreffende Vorstellungen über den gewählten Beruf gemacht haben, zu reduzieren.

An den Berufsbildenden Schulen Lüchow wurden die folgenden Berufsgrundbildungsjahre eingerichtet:

  • Holztechnik (1972)
  • Bautechnik (1974)
  • Elektrotechnik (1976)
  • Metalltechnik (1977)
  • Agrarwirtschaft (1979)
  • Ernährung (1980)
  • Körperpflege (1983)

Die Entwicklung der Schülerzahlen

Die Entwicklung der Schülerzahlen von 1967 bis 2001 weist zunächst eine kontinuierliche Steigerung bis zum Jahr 1987 aus, dann folgt eine Stabilisierung im Bereich von ca. 1350 Schüler/innen. Diese Statistik hat jedoch noch keine so wesentliche Aussagekraft.

Um den tatsächlichen Strukturwandel der Berufsbildenden Schulen Lüchow zu erfassen, muss man die Teilzeitschüler (Berufsschule im Dualen System mit einem Berufsschultag) mit Vollzeitschülern (Fachschulen, Fachoberschulen, Fachgymnasien u. ä.) in eine Beziehung setzen.

Dieser Vergleich verdeutlicht, dass sich die Anzahl der Teilzeitschüler kontinuierlich verringert hat während gleichzeitig die Zahl der Vollzeitschüler zugenommen hat.

Im Jahre 1996 haben die Berufsbildenden Schulen erstmals mehr Vollzeit - als Teilzeitschüler/innen beschult.

Dieser Trend, der bis heute ungebrochen ist, beschreibt eine dramatische Veränderung des Systems der beruflichen Bildung. Auslöser für diesen Strukturwandel sind auf der einen Seite die zurückgehende Ausbildungsbereitschaft der Betriebe im Rahmen des dualen Systems.
(Berufsschule) und auf der anderen Seite die gesteigerten Bildungsansprüche in der modernen Wissensgesellschaft.

Diese erhöhten Anforderungen von Wirtschaft, Verwaltung, Industrie und Handwerk führten zur Einrichtung von verschiedenen Berufsfachschulen:

  • Wirtschaft und Verwaltung
  • Hauswirtschaft
  • Technik
  • Sozialpflege
  • Sozialassistenten

Weiterhin wurden verschiedene Fachschulen eingerichtet, z. B. im Jahre 1975 die Fachschule für Sozialpädagogik und im Jahre 1996 die Fachschule für Altenpflege.

Das Bildungsangebot der BBS wurde im Jahre 1983 durch die Installation der Fachoberschulen für Wirtschaft und Technik erweitert.

In dieser Schulform können Schüler/innen, die bereits über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen und über den Sekundarabschluss I (Realschulabschluss) verfügen, in einem Jahr die Fachhochschulreife erlangen. Diese Qualifikation beinhaltet die Berechtigung, an allen Fachhochschulen ein Studium aufnehmen zu können.

Eine weitere Vervollständigung des Bildungsangebotes erreichte die BBS Lüchow im Jahre 1991 durch die Einrichtung eines Fachgymnasiums, zunächst für den Bereich Wirtschaft, im Jahre 1995 ergänzt durch das Fachgymnasium Technik.

In dieser Schulform können Schüler/innen mit der Eingangsvoraussetzung des erweiterten Sekundarabschlusses I oder mit dem Versetzungszeugnis eines allgemein bildenden Gymnasiums in die Klasse 11 aufgenommen werden. In drei Jahren (Klasse 11-13) können die Schüler/innen die allgemeine Hochschulreife (Abitur) erlangen, also die Studienberechtigung für alle Universitäten.

Diese Schulform ist mittlerweile fest etabliert und bei Schüler/innen und Eltern sehr beliebt, da hier ein modernes und berufsrelevantes Bildungsangebot bereitgehalten wird.

Die neue Schulform wurde im Schuljahr 2001/02 eingerichtet: Die Berufsfachschule Technik für Realschulabsolventen mit dem Schwerpunkt Informatik. Mit dieser Berufsfachschule kommt die BBS dem rasant gestiegenen Bedarf der Wirtschaft nach Auszubildenden mit einer informationstechnischen Grundbildung nach.

Gerade in den letzten Jahren haben die Berufsbildenden Schulen im Landkreis einen großen Strukturwandel erlebt. Insbesondere der Einzug der EDV sowie die Veränderung vieler Berufsfelder fordern von allen Beteiligten laufend ein Um - und Neudenken.

Die Berufsbildenden Schulen stehen vor der permanenten Aufgabe, sich zu einem modernen Kompetenzzentrum in der Region zu entwickeln, um den Ansprüchen der heutigen Wissensgesellschaft gerecht zu werden.